Jamie Dimon, der Vorstandsvorsitzende der US-Großbank JPMorgan Chase, hat in einem aktuellen Interview mit der BBC vor einer möglicherweise weitreichenden Konsolidierung des US-Aktienmarktes in den kommenden Monaten gewarnt. Er hob hervor, dass er die aktuelle Marktlage als "weit besorgniserregender als andere" einschätze. Nach seiner Auffassung liegt die Wahrscheinlichkeit einer deutlichen Marktkorrektur derzeit bei etwa 30 Prozent, während die Märkte selbst lediglich ein Risiko von zehn Prozent einpreisen würden. Dies sei eine gefährliche Unterschätzung der realen Gefahren. Als Ursachen für diese erhöhte Fragilität nannte der Bankchef eine komplexe Gemengelage aus geopolitischen Spannungen, anhaltend hohen Staatsausgaben und einer globalen Tendenz zur Remilitarisierung. Diese Faktoren kreieren ein Umfeld, das weitaus labiler sei, als viele Investoren es wahrhaben wollen. Dimons Fazit ist, dass Anleger das Risiko einer Korrektur viel ernster nehmen sollten, als es die derzeitigen Marktindikatoren nahelegen.
Der KI-Hype als Sorgenfaktor
Ein weiterer bedeutender Grund zur Besorgnis ist laut Dimon der übermäßige Optimismus rund um das Thema Künstliche Intelligenz (KI). Er räumte zwar ein, dass die KI-Technologie real sei und langfristig enorme Werte schaffen werde, doch die kurzfristigen Risiken würden von vielen Investoren ignoriert. Dimon zog einen historischen Vergleich: "KI wird sich in Summe auszahlen, so wie Autos oder Fernseher. Aber die meisten, die jetzt investieren, werden nicht erfolgreich sein." Damit verdeutlicht er die Gefahr einer kurzfristigen Spekulationsblase, die unabhängig vom langfristigen Nutzen der Technologie entsteht. Diese Bedenken werden von anderen Finanzinstitutionen geteilt. Die Bank of England äußerte kurz vor Dimons Interview ebenfalls Sorge über eine mögliche Überhitzung im KI-Sektor. Die britische Finanzaufsicht zieht zunehmend Parallelen zur Dotcom-Ära. Ein alarmierendes Indiz ist der enorme Einfluss einiger weniger Tech-Konzerne: Die fünf größten US-Technologieunternehmen machen inzwischen rund 30 Prozent der gesamten Marktkapitalisierung des S&P 500 aus. Dies ist der höchste Wert in den letzten 50 Jahren und unterstreicht die Konzentrationsrisiken, die der Markt aufweist.
Historisches Warnsignal: Der Buffett Indicator auf Rekordhoch
Ein objektiver Gradmesser, der die Warnungen untermauert, ist der sogenannte Buffett Indicator. Dieser vergleicht die gesamte Marktkapitalisierung des US-Aktienmarkts mit der jährlichen Wirtschaftsleistung (BIP). Die einfache Logik besagt: Steigen die Börsenwerte stark überproportional zur Realwirtschaft, wird die Marktbewertung zu riskant.
Aktuell liegt diese Kennzahl bei alarmierenden 220 Prozent – ein Wert, der sogar die Hochphase der Dotcom-Euphorie zur Jahrtausendwende übersteigt. Damals folgte dem Erreichen dieser Extremwerte nur wenige Monate später ein heftiger Markteinbruch. Auch vor dem Bärenmarkt im Jahr 2022 befand sich der Indikator bereits auf einem ähnlich extremen Niveau. Obwohl Kritiker anmerken, dass die US-Wirtschaft heute digitaler und globaler aufgestellt ist als früher, markierten derart hohe Werte in der Vergangenheit fast immer eine späte Phase des Börsenzyklus. Die Investmentlegende Warren Buffett selbst fasste es einst zusammen: "Wenn die Quote bei 70 bis 80 Prozent liegt, ist die Börse günstig. Wenn sie in Richtung 200 Prozent geht – dann ist Vorsicht angesagt."
Geopolitik als größtes Risiko
Abseits der Bewertungsrisiken hob Dimon die geopolitische Instabilität als das derzeit größte Einzelrisiko für die Weltwirtschaft hervor. Er betonte, die Welt sei "ein gefährlicherer Ort geworden". Diese ernste Einschätzung manifestierte sich in einem unkonventionellen Rat an Investoren und Regierungen: Er riet, statt auf digitale Vermögenswerte zu setzen, lieber "Munition als Krypto zu horten". Dimon bekräftigte seine ernste Haltung zur Notwendigkeit, die nationale Sicherheit zu erhöhen und forderte die Regierung auf, sich auf die Erhöhung ihrer Waffenbestände zu konzentrieren. Trotz der weitreichenden geopolitischen Spannungen äußerte Dimon Vertrauen in die Unabhängigkeit der US-Notenbank Federal Reserve. Er zeigte sich nur leicht besorgt über die Inflation und betonte, dass die Fed ihren geldpolitischen Kurs eigenständig bestimmen werde, auch wenn der politische Druck zunehmen sollte. Die Warnungen des Chefs einer führenden Investmentbank in Kombination mit den Bedenken der britischen Zentralbank zeigen, dass die scheinbare Ruhe an den Märkten trügerisch sein könnte.
170-Millionen-Abschreibung: Tricolor-Pleite alarmiert JPMorgan-CEO Dimon
Der Zusammenbruch des Autokreditgebers Tricolor dient nach Ansicht von Jamie Dimon, dem Chef der Großbank JPMorgan, als eindringliches Warnsignal für den gesamten Finanzsektor. Dimon deutete an, dass die Insolvenz ein Indiz für weitreichendere, verborgene Probleme sein könnte. Er warnte mit einer Metapher: "Jeder sollte sich davor in Acht nehmen. Wenn man eine Kakerlake sieht, gibt es wahrscheinlich noch mehr." Wegen des Kollapses von Tricolor, einem Gebrauchtwagenfinanzierer, musste JP Morgan im dritten Quartal eine Abschreibung von 170 Millionen US-Dollar verbuchen.
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